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Montag 28. November 2016
Kapsel-Kaffee: Nein danke!

© t.n.

Pro Minute werden nach Angaben der Hersteller weltweit 12300 Tassen Kapsel-Kaffee getrunken. Die Zeiten des Filterkaffees scheinen also endgültig vorbei. Für die Umwelt bedeutet das Kapsel-Geschäft nichts Gutes ...

London, Regent Street, Nespresso Boutique: George Clooney ist wieder einmal genüsslich beim Espresso-Schlürfen: Es folgt ein kurzer Flirt, eine Schlägertruppe und ein wütender Mafia-Boss. Am nächsten Morgen nippt Clooney erneut an seinem Nespresso-Tässchen – wenn auch körperlich ziemlich lädiert. Ändern würde der smarte Womanizer dennoch nichts - weder an seinem (Flirt)Verhalten, noch am Kaffee der Nestlé-Marke. Ja, sein Wachmacher geht dem Hollywoodstar eben über alles. Wie auch dem Großteil der deutschen Bevölkerung. Stolze 162 Liter des braunen Goldes wurden allein im vergangenen Jahr hierzulande konsumiert. Dabei setzen immer mehr Genussmenschen auf den Geschmack aus der Kapsel. So werden nach Angaben der Hersteller weltweit 12300 Tassen Kapsel-Kaffee pro Minute getrunken. Die Zeiten des Filterkaffees scheinen also endgültig vorbei. Doch woher kommt dieser Trend? Und was bedeutet das Kapsel-Geschäft für die Umwelt?

„Für viele Verbraucher symbolisiert der Kapsel-Kaffee ein Lifestyle- und Luxusgefühl im Alltag“, versucht der deutsche Kaffeeverband das Verhalten der Kaffee-Liebhaber zu erklären. Nestlé hat, mit seinen Nespresso-Kapseln, zum Beispiel eine Marke geschaffen, die seinen Kunden das Gefühl eines anspruchsvollen Genießers vermittelt, für den das Beste gerade gut genug ist. Dies wiederum verleiht ihm das Gefühl von Besonderheit. Darüber hinaus ist Kapsel-Kaffee äußerst simpel und sauber zu handhaben und kommt dazu in zahlreichen Geschmacksrichtungen daher. Die Liebe zur Kapsel hat jedoch weitreichende Folgen - für Geldbeutel und Umwelt. Auf das Kilo gerechnet ist der Kaffee in den Kapseln nämlich zehnmal teurer als herkömmliches Pulver. So kosten die kleinen bunten Töpfchen von Nespresso zwischen 31 und 37 Cent. Hört sich billig an? Ist es aber nicht. Denn eine Kapsel enthält lediglich sechs Gramm Kaffee, was zu einem Kilopreis von mehr als 60 Euro führt. Zum Vergleich: Ein Kilo Kaffeebohnen kosten im Supermarkt ungefähr zwischen acht und zehn Euro.

Noch problematischer sind die ökologischen Folgen, den der Kapsel-Kaffee auf die Umwelt hat. Dabei sorgt sein Genuss nicht nur für eine ungeheure Müllflut, weitaus verheerender ist die Tatsache, dass der Großteil der Kapsel aus Aluminium besteht. „Das Verhältnis zwischen Verpackung und Kaffee ist völlig unverhältnismäßig“, beklagt ein Sprecher der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Auf sechs Gramm Kaffee kommen bis zu drei Gramm Aluminium- und Plastikmüll.“ Und genau hier liegt das Problem: Aluminium wird aus dem Rohstoff Bauxit gewonnen, dessen Reserven zu 90 Prozent im Tropengürtel lagern. So werden unter anderem in Brasilien große Flächen an Regenwald gerodet, um an das Erz im Erdboden zu gelangen. Um Aluminiumteilchen anschließend aus dem Bauxit zu lösen, wird es gemahlen und mit Natronlauge behandelt. Mindestens die Hälfte dieses schädlichen Ausgangsmaterials bleibt als giftiger Rotschlamm zurück, der in Seen und Flüssen landet. . Eine Katastrophe für die Umwelt. Doch damit nicht genug: Der Abbau von Aluminium benötigt Unmengen von Energie. Für die Gewinnung von einem Kilogramm Aluminium wird rund 14 Kilowattstunden Strom benötigt. In diesem Zuge werden immer neue mächtige Wasserkraftwerke aus dem Amazonasgebiet gestampft, wobei auf Flussläufe und Stauseen keine Rücksicht genommen wird.

Marktführer Nespresso schwört hingegen auf die Vorteile von Aluminium. Das Material ist geschmacksneutral und hält einen hohen Brühdruck aus. Aus diesem Grund versucht das Unternehmen durch Nachhaltigkeit zu überzeugen – mit mäßigem Erfolg. Denn anders als in der Schweiz gibt es in Deutschland kein getrenntes Erfassungssystem für gebrauchte Kaffee-Kapseln. Wer seine gebrauchten Kapseln also einfach in den gelben Sack wirft, recycelt nicht! Dafür müsste zunächst das feuchte Kaffeemehl aus der Kapsel entnommen und dem Biomüll zugeführt werden. „Eine Trennung von Kaffeepulver und Aluminium- beziehungsweise Plastikkapsel findet in Deutschland nicht statt, der größte Teil landet daher in der Verbrennung“, erklärt die DUH. „So werden wertvolle Ressourcen verschwendet, während dem Verbraucher vorgegaukelt wird, es bestehe ein funktionierender Recyclingprozess.“ Und: Für die Produktion von Kaffee-Kapseln ist neben Alt- auch Neualuminium für die Verschlussfolien nötig.

Auch beim Thema Gesundheit kommen die Kapseln bei Experten alles andere als gut an. „Heißes Wasser wird mit sehr hohem Druck durch die Kapsel gepresst. Dabei werden Chemikalien aus der Beschichtung der Kapsel herausgelöst“, heißt es warnend in einer Stellungnahme. Eine Abschätzung der genauen Risiken sei jedoch sehr schwierig, da die Industrie nicht bekannt macht, aus welchen Substanzen die Kunststoff-Kapseln zusammengesetzt sind. Gesund kann das Kaffee-Aluminium-Gemisch jedoch nicht sein. Also Hände weg vom Kapsel-Kaffee.

Text: Elena Albers


Quellen:
www.br.de
www.stern.de
www.regenwald.org
www.oekotest.de
www.feelgreen.de