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Montag 10. Januar 2011
Kongo: Fluch der Bodenschätze
© www.bloodinthemobile.org

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Der Kongo ist eines der ärmsten Länder der Welt. Dabei verfügt es über gewaltige Vorkommen der seltenen Mineralien Kasserit und Coltan ...

Allein in der Mine von Nyabibwe werden davon 60 Tonnen im Monat gefördert. Das entspricht einem Wert von mehr als einer Million Euro. Aus den geförderten Erzen wird unter anderem Tantalum gewonnen, ein Rohstoff, das für die Herstellung von Handys, Digitalkameras, Flachbildschirmen, Laptops und Spielkonsolen unersetzlich ist. Allerdings werden die Rohstoffe im Kongo zumeist illegal und unter archaischen Bedingungen ausgebeutet. Jedes Jahr werden hunderte von Arbeitern in den Schächten, die sie mit Hammer und Meissel bis zu 100 Meter tief ins Gestein treiben, lebendig begraben oder ersticken unter Tage. 

Begrabene Hoffnungen
Ursprünglich waren die Arbeiter in der Hoffnung gekommen, in den Minen etwas Geld zu verdienen. Jetzt leben die meisten von ihnen wie Sklaven, schuften unter unmenschlichen Bedingungen und finanzieren mit ihrer Arbeit auch noch einen Krieg, der seit 15 Jahren ihr Land verwüstet. Dem Kampf zwischen den verschiedenen Rebellen-, Miliz- und Regierungstruppen um Macht und Geld fielen im Osten des Kongo in den letzten anderthalb Jahrzehnten über fünf Millionen Menschen zum Opfer. Mehr als 300.000 Frauen wurden in diesem Zeitraum von marodierenden Banden vergewaltigt.

Der Preis bestimmt über die Herkunft der Rohstoffe
Jahr für Jahr erwirtschaften die bewaffneten Gruppen nach einer Studie der amerikanischen Menschenrechtsorganisation Enough im Kongo bis zu 225 Millionen Dollar mit den geschürften Mineralien. Aus dem Osten des Landes und seinen Nachbarstaaten stammt etwa die Hälfte des weltweit geförderten Coltans. Die Kosten des Abbaus liegen bei rund 20 Dollar pro Tonne. Das ist nur ein Fünftel des Preises, der für den Abbau in den USA, Kanada oder Australien gezahlt werden muss. Auf dem Weltmarkt bringen 50 Kilogramm der veredelter Mineralien etwa 900 Euro.

Arbeiter, die in Bisie, einer der größten illegalen Mine schuften, erhalten hingegen für die lebensgefährliche Arbeit nur einen bis zwei Dollar am Tag. Davon müssen sie noch etwa ein Drittel an die wechselnden Milizen als Schutzgeld zahlen. Die Mine ist nur eine von vielen hundert im Osten des Landes, doch allein in Bisie werden jedes Jahr Mineralien im Wert von 50 Millionen Euro geschürft. Bei der Bevölkerung kommt von dem Reichtum allerdings nichts an. Ein Großteil der Mineralien wird an den Zoll- und Steuerbehörden vorbei gehandelt. Neben den bewaffneten Gruppen profitieren vor allem Nachbarstaaten wie Ruanda im großen Stil von den geschmuggelten Rohstoffen.

Zertifikate als Hoffnungsträger?
Seit vielen Jahren schon fordern  Menschenrechtsorganisationen wie bei „Blutdiamanten“ ein Handelsverbot für die Mineralien aus dem Kriegsgebiet einzuführen. Doch Experten warnen vor den Folgen eines Boykotts, da er die Gewaltspirale im Kongo aus ihrer Sicht nur noch weiter anheizen würde. Als Alternative zu einem generellen Exportverbot wurde daher 2007 auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm beschlossen, die geschürften Mineralien bereits in den Minen zu registrieren und für jede Charge Zertifikate ausstellen, um so den Export von illegal geschürften Erzen zu verhindern.

Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit geförderte Projekt ist es inzwischen in die Strukturen des kongolesischen Bergbauministeriums eingebettet und eine gemeinsame Initiative von elf zentral- und ostafrikanischen Staaten gegen die illegale Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Um jedoch die Herkunft der Erze bestimmen zu können, müssten die Geologen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Gesteinsproben aus den Minen entnehmen. Doch trotz des Einsatzes von 20.000 UN-Soldaten ist der Osten des Kongo immer noch Kriegsgebiet. Ein rechtsfreier Raum, in dem der die Regeln vorgibt, der gerade den Finger am Abzug hat. Ab und zu wagen es Journalisten und Dokumentarfilmer unter Einsatz ihres Lebens in das Gebiet – die Geologen aus Hannover konnten bisher jedoch noch nicht einmal Proben aus der Mine von Nyabibwe, ihrem Pilotprojekt nehmen. Die Wege sind nicht sicher, immer wieder richten Rebellen und marodierende Regierungssoldaten massenweise Zivilisten hin und brennen Dörfer nieder. Insgesamt liegen im Projektgebiet mehr als 3000 Minen – es ist mehr als fragwürdig, ob es in absehbarer Zeit die notwendigen Proben für die Zertifizierung geben wird.

Menschenleben sind nicht wichtig genug
Natürlich kennen die großen Elektronikhersteller das Problem und könnten darauf bestehen, nur Rohstoffe aus konfliktfreier Förderung für ihre Bauteile zu verwenden. Doch selbst der finnische Konzern Nokia, der sich selbst als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit versteht, hat seit über zehn Jahren keine Schritte in diese Richtung unternommen. Regisseur Frank Piasecki Poulsen fragt in seiner Dokumentation blood in the mobile bei dem Handyhersteller immer wieder hartnäckig nach – und erhält trotzdem nur unverbindliche Antworten. Apple dagegen reagierte schnell und hart. Allerdings nicht gegen die Verwendung von Rohstoffen aus Kriegsgebieten in Ihren Elektronikgeräten, sondern gegen eine Aktion der Netzkunst- und Aktivistengruppe theyesman. Diese hatten auf einer Webseite im Apple-Stil das neue iPhone 4cf angekündigt und erklärt, dass Apple für die neue Generation seines Handys nur Materialien verwende, die „conflict free“ (cf) seien. Nach der Drohung von Apple, den Upstreamprovider der Seite komplett vom Netz zu nehmen, wurden die Inhalte durch den Hoster entfernt. Eine Schnelligkeit und Konsequenz, die im Kampf  gegen die  Verwendung von „Blutmineralien“ begrüßenswert wäre, dort aber vollkommen fehlt. Offensichtlich ist es der Firma wichtiger, ihr vermeintlich sauberes Image zu bewahren, ohne sich für faire und gerechte Förder- und Lieferverhältnisse der notwendigen Produktbestandteile einzusetzen. Bisher ist es den YesMan nicht gelungen, einen anderen Hoster für die Seite zu finden.

Quellen: www.zeit.de , www.taz.de ,www.enoughproject.org , www.bloodinthemobile.org

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