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Montag 01. Dezember 2008
Drohung mit dem Bohrturm
© iznashih

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Der Artenreichtung im Yasuní-Nationalpark in Ecuador ist außergewöhnlich. Doch nur gegen Geld soll das Gebiet unangetastet bleiben. Denn dort gibt es Öl...

Es ist ein Paradies und eines der letzten Refugien des Planeten. Im Regenwald von Ecuador leben noch etwa 50 indigene Stämme ohne Kontakt zur westlichen Zivilisation - zum Beispiel am Rio Napo, einem Nebenfluss des Amazonas. Dort leben der Stamm der Taromenane und einige Waorani isoliert im Yasuní-Nationalpark. Das Gebiet steht unter strengem Schutz: In dem Nationalpark gibt es einen Artenreichtum, der selbst für tropische Regenwälder außergewöhnlich ist.

"Die Regenwälder am Rio Napo halten mehrere Weltrekorde - etwa die Zahl ihrer Bäume oder Amphibien -, obwohl sie nur ansatzweise erforscht sind", sagt der amerikanische Biologe Clinton Jenkins von der Duke-Universität über die Region. Auf nur einem Hektar wachsen hier 220 Baumarten - mehr als in Kanada und den USA zusammen. Im gesamten Reservat, das nur halb so groß ist wie Sachsen, zählten Forscher bislang 4000 Pflanzen- und 570 Vogelarten.

Der Staat Ecuador behandelt dieses Paradies nun als Verhandlungsmasse, als Faustpfand gegenüber dem industrialisierten Westen. Das Gebiet ist für das arme südamerikanische Land wirtschaftlich von außergewöhnlicher Bedeutung: Im Boden unter dem Yasuní-Nationalpark lagert Erdöl. 920 Millionen Barrel sollen dort liegen. Mit dieser Menge ließe sich elf Tage lang der Erdölbedarf der ganzen Welt bedienen.

Den Rohstoff so zu fördern, dass Natur und indigene Bevölkerung nicht beeinträchtigt werden, ist eine Illusion. Statt dessen versucht die Regierung von Ecuadors Präsident Rafael Correa auf eine andere Weise Umweltschutz und Profit für sein Land in Einklang zu bringen: "Wir können das Öl im Boden lassen. Die internationale Gemeinschaft muss aber unsere arme Nation für dieses große Opfer entschädigen", verkündete Correa im Juni 2007.

Über 13 Jahre hinweg soll die Hälfte der erwarteten Einnahmen nach Ecuador fließen: 350 Millionen Dollar jährlich für soziale und ökologische Projekte oder alternative Energien. Ein weiterer Teil der geforderten Summe könnte zudem in einem Schuldenerlass erbracht werden und von Stiftungen oder Einzelpersonen kommen, so Correa.

Der Vorschlag der ecuadorianischen Regierung kam erst durch Proteste von Umweltschützern und Nicht-Regierungsorganisationen zustande. Das Überleben der indigenen Völker wie der Taromenane und Waorani sei akut gefährdet, warnte Guadalupe Rodríguez, die für die Hamburger Organisation "Rettet den Regenwald" in Ecuador aktiv ist: "Die Regierung hat das Amazonas-Tiefland bereits großflächig in Konzessionen aufgeteilt - auch den Yasuní-Nationalpark." Für die Indios könne die Ölförderung den Tod bedeuten, befürchtet Rodríguez.

Erfahrungen aus der Zeit, in der US-Konzern Chevron-Texaco in Ecuador Öl gefördert hat, nähren die Bedenken: "Zwei Völker - die Tetete und die Sansahuari - wurden durch die Aktivitäten des Konzerns ausgelöscht. Heute existieren sie nur noch als Namen zweier Ölfelder", sagt Rodríguez. Das Unternehmen hat sich mittlerweile aus Ecuador zurückgezogen, die ökologischen Altlasten - verseuchte Landstriche - sind zurückgeblieben. Seit Jahren läuft deshalb eine Klage vor Gericht.

Damit dem Yasuní-Nationalpark und seinen Menschen nicht das gleiche Schicksal droht, formierte sich Widerstand: Aktivisten blockierten Straßen, Indianer protestierten in der Hauptstadt Quito, Wissenschaftler appellierten an Ecuadors Präsidenten Correa, den Park nicht anzutasten. Der Vorschlag Correas, einen internationalen Fonds einzurichten, wird von der Protestbewegung unterstützt...

Quelle: www.sueddeutsche.de

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